Mobile Geräte verwalten - nicht verwalten lassen!
Die Erstellung eines ICT-Konzepts und der Beschaffungsprozess sind das eine, die anschliessende Inbetriebnahme das andere. Neben der Etikettierung und Inventarisierung müssen v.a. auch viel Software installiert und Einstellungen vorgenommen werden und dies so, dass jede Stufe, ja vielleicht sogar jede Klasse oder Einzelpersonen die passenden Apps und Geräterichtlinien zur Verfügung hat. Auch für die Zukunft muss die Lösung so gewählt werden, dass ein einfacher Übergang von einem Schuljahr zum nächsten möglich ist. Kurz gesagt: Schon bei der Erstellung des ICT- Konzepts, kommt man – bei einem Total von mehr als einem Dutzend Geräte - am Einbezug eines MDM (Mobile Device Management, einer zentralisierten Geräteverwaltung) nicht vorbei.
Die Bequemlichkeit lockt
Anbieter von entsprechenden Lösungen muss man nicht lange suchen, häufig trifft man als Technischer ICT-Supporter einer Schule «zufällig» an einem ICT-Event für Schulen auf den einen oder anderen Händler, welcher seine Lösung anpreist. Auch das Netz liefert dutzende von Suchergebnissen, wenn nur schon der Suchbegriff «MDM» eingegeben wird.
Eigentlich immer – so zumindest der O-Ton der Händler oder der entsprechenden Werbung– funktioniert alles im Handumdrehen, sind die Möglichkeiten unbegrenzt und werden problemlos alle Gerätetypen unterstützt. Einige Lösungen ermöglichen tatsächlich einen begrenzten direkten Eingriff in die Verwaltungseinstellungen, wie z.B., ob an einem Tablet der W-LAN-Empfang ein- oder ausgeschaltet werden kann. Bei anderen kann man sich mit den entsprechenden Wünschen nur beim Support melden. Weiter haben alle Lösungen gemeinsam, dass sie Geld kosten und zwar häufig viel. Schon bei wenigen Geräten bezahlt man schnell hunderte oder sogar tausende Franken an Jahresgebühr, egal ob pro Geräte oder pro Schulstandort abgerechnet wird. Unabhängigkeit und Selbstbestimmung sieht für mich anders aus.
Apfel wie Birne
Als jahrelanger Microsoft-User und den üblichen damit verbundenen spätpubertären Animositäten gegenüber des Apple-Lagers, war ich mit meinen 25 Jahren als Anfänger nicht gerade begeistert, dass meine Schule, welche mich für das Berufseinführungsjahr einstellte (und welcher ich bis heute treu geblieben bin) komplett mit MacBooks ausgerüstet war. Da ich mich immer wieder gerne vom Motto «Halte dir deine Freunde nah, aber deine Feinde noch näher» leiten lasse, liess ich mich dann (zugegeben zwangsweise) trotzdem darauf ein. Die folgenden Arbeitsjahre hielten mir dann das vor Augen, wovon ich heute noch überzeugt bin – Apple machte und macht, zumindest im Bildungsumfeld, einiges richtig. Bei meinem Einstieg als ICT-Coach und schliesslich als ICT-Verantwortlicher, lernte ich auch die Einfachheit der Server-Lösung von Mac- damals noch «OS X Server» als eigenes Betriebssystem, heute nur noch die Server-App (MacOS Server), welche auf dem normalen MacOS läuft – kennen und schätzen.
Wenn du willst, dass es richtig gemacht wird, dann mache es selbst
Mit meiner neuen Toleranz gegenüber unbekannten Systemen gewappnet, machte ich mich an die Arbeit, unsere, mit sechs Jahren auf dem Buckel langsam angegraute, ICT- Infrastruktur zu wandeln und zu ersetzen. Da bereits feststand, dass über 300 iPads und ca. 70 MacBooks beschafft werden, wurde auch für mich die Frage nach deren Verwaltung aktuell.
Geld sollte bei der Bildung keine Rolle spielen – macht es aber regelmässig. Abgesehen von der Tatsache, dass ich als Lehrperson der MINT-Fächer und ICT-affine Person gerne bastle und ausprobiere, suchte ich auch immer wieder Möglichkeiten, um einige tausend Franken für Support- und Verwaltungsabonnements einzusparen, um dafür mehr Geräte für die Schülerinnen und Schüler besorgen zu können. Dies führte dazu, dass ich den Profilmanager – Apples eigene MDM-Lösung, welche mit dem einmaligen Erwerb der Server-App auf Lebenszeit mit an Bord ist – zu beschäftigen begann.
Viele Kollegen und natürlich v.a. auch Händler von MDM-Lösungen rieten mir ab, viel zu kompliziert sei das, laufe nicht vernünftig und funktioniere nie in dem Umfang, wie eine eingekaufte Lösung. In den ersten Wochen hätte ich den Kritikern beinahe recht gegeben –Blut, Schweiss und Nerven kostete mich die Einarbeitung mit der Methode «learning by doing» liter-, bzw. kilometerweise, fehlten und fehlen doch (wie so häufig bei Apple- Produkten), sämtliche Dokumentationen, welche auch nur eine Spur der Schwierigkeit implizieren könnten, schliesslich würde dies nicht der Philosophie der Firma entsprechen.
Als ich aber den Dreh einmal raushatte, zeigte sich, dass wenn die Sache läuft, sie stabil, zuverlässig und mit einer einfach zu handhabenden Bedienung funktioniert. Zum Zeitpunkt, welcher mir die Erkenntnis brachte, dass sämtliche anderen MDM-Systeme auf den Funktionen des Profilmanagers basieren – etwas anderes lässt Apple, welches sehr zurückhaltend mit dem Zugriff auf ihre Quellcodes umgeht – nämlich nicht zu. Damit wäre auch das häufige Argument der «erweiterten Funktionen» Lügen gestraft.
Verantwortung für den Verantwortlichen
«Ich hätte gerne die Deutschschweizer Basisschrift auf meinem MacBook und meinen Schüler-iPads, geht das?» - «Ich arbeite lieber mit Pages statt mit Word, kannst du die App auf allen meinen Klassengeräten installieren?» - «Bitte richte doch das W-LAN- Passwort für die anderen Schulstandorte auf meinem MacBook ein, ich werde nächstes Semester an allen vier Orten arbeiten». Was früher Stunden und Kilometer gedauert, bzw. gekostet hätte, erledige ich heute in fünf Minuten. Die Möglichkeiten sind riesig und mein Know-how wächst mit jedem gelösten Problem. Der Weg war steinig, aber Verantwortung tragen lässt sich nur, wenn auch die technischen Mittel und das Wissen dazu vorhanden sind.
Alternativen zum Selbststudium
An einer vorangehenden Stelle habe ich den Mangel der Ressource «Geld» an Schulen erwähnt, ähnlich steht es häufig mit der Zeit – auch oder gerade beim Technischen ICT- Verantwortlichen. Ich hatte das Glück, diese Zeit zu haben und sie später durch das errungene Know-how zurückzugewinnen. Den gesagt sei: Der Einstieg in Profilmanager ist anspruchsvoll und verlangt Durchhaltevermögen! Wie überall, stellen sich die Erfolge aber schnell ein. Unterdessen ist auch unsere Pädagogische ICT-Verantwortliche schon ein Halbprofi und dies ausschliesslich durch ihre sporadische Mithilfe bei Aufgaben rund um den Profilmanager.
Natürlich lässt sich auch eine Zwischenlösung realisieren: Man investiert etwas Geld in eine Person, welche einem in Profilmanager einführt und sporadisch Support liefert. Der Betrag fällt dabei immer noch deutlich kleiner aus, als für ein monatlich oder alljährlich zu bezahlendes (Support-)Abo. Zusätzlich ist mit der ausgebildeten Person anschliessend ein Profi im Haus, welcher wertvolles Wissen auf einem immer wichtiger werdenden Gebiet besitzt. Gerne bieten wir von ICTeach diese Dienstleistung für Ihre Schule und/oder ihren Technischen ICT-Supporter an.
Patrick Huggel